Auf den Höhen des Rätikon rund um Brand 3.-7.August 2017

Am Donnerstag starteten wir – 6 NaturFreunde und 2 Gastwanderer – nach einer problemlosen Anreise gegen 11 Uhr am Parkplatz der Dorfbahn von Brand bei Bludenz unsere diesjährige Alpentour. Für diesen Tag war „nur“ der Aufstieg zur Sarotla-Hütte (1611 m). Die 5 km und 725 Höhenmeter schafften wir in knapp 3 Stunden, so dass wir oben noch den sonnigen Nachmittag vor der Hütte genießen konnten. Der Hüttenwirt versorgte uns mit einfachen, aber leckeren Speisen und Getränken, bis wir schließlich in unsere Lager fielen.

Am nächsten Morgen trennte sich die Gruppe: 3 Wagemutige gingen den Klettersteig Neyerscharte, wo sie gesichert an und über Seilen, Leitern und Trittstufen in luftiger Höhe (ca. 2530 m) turnen konnten, während die Übrigen den nicht weniger steilen, aber doch ungefährlicheren Zimba-Joch-Steig (max. 2387 m) überquerten. Nach dem Zimba-Massiv trafen wir punktgenau wieder an einer Wegkreuzung aufeinander und konnten so gemeinsam Mittagspause an der Heinrich-Hueter-Hütte machen. Frisch gestärkt ging es weiter den Saula-Joch-Steig bis hin zum Lünersee, einem riesigen Stausee am Ende des Brandner Tales (Höhe 1970 m). Dort befindet sich die Douglass Hütte, in der wir die 2. Nacht verbrachten. Das Speisenangebot auf dieser Hütte ließ keine Wünsche offen – die zwischenzeitlich aufgezogenen Regenwolken waren da schnell vergessen, zumal bei Gesprächen und Kartenspielen in der Gruppe am Abend keine Langeweile aufkam.

Am Samstagmorgen schien die Sonne wieder, und wir starteten zur Ersteigung der Schesaplana. Es galt, mehr als 1000 Höhenmeter zu überwinden. Eine kurze Rast auf der Totalphütte (2385 m) wurde noch zur Stärkung genutzt, bevor wir den letzten Anstieg zum höchsten Gipfel des Rätikon (2965 m) in Angriff nahmen. Auf dieser Strecke waren wir – anders als an allen anderen Tagen – nicht allein unterwegs. Auf den steilen und gerölligen Pfaden war es nicht immer einfach, gefahrlos aneinander vorbeizukommen. Auch auf dem Gipfel war ein reges Treiben; man fand kaum ein Plätzchen, um mal zu verweilen und die Aussicht zu genießen. Unser Tagesziel, die Mannheimer Hütte, konnte man aber bereits erspähen, genau auf der anderen Seite des Brandner Gletschers, der sich eindrucksvoll die Hänge hinunterschiebt. Diesen Gletscher galt es nun noch zu queren, wobei (für mich) die größte Schwierigkeit war, auf diesen zu gelangen, da der Gletscher schon soweit abgeschmolzen ist, dass man sich über geschliffene Felsen in einer Spalte mehrere Meter abseilen muss. Der Randbereich war zudem wegen der hohen Temperaturen sehr rutschig und nötigte uns, die Wanderschuhe mit Grödeln zu versehen. Schließlich gingen wir alle sehr vorsichtig im Gänsemarsch über die von zahlreichen Wasserrinnen zerfurchte Eisfläche. Da inzwischen auch wieder dicke Wolken aufgezogen waren, waren alle heilfroh, als wir endlich die Geröllfelder auf der anderen Seite und schließlich auch die Hütte (2.679 m) erreichten. Dort bezogen wir 2 4-Bett-Zimmer und konnten uns in dem gemütlichen Gastraum von der Anstrengung erholen, während es draußen regnete.

In der Nacht wurde es sogar ziemlich stürmisch, und der Morgen war wolkenverhangen. Wir mussten also ohne Fernsicht in den Wolkennebel hinein losmarschieren, was die Orientierung schwierig machte. Die Wegweiser führten uns wieder Richtung Gletscher, über den wir eigentlich aufwärts zum Liechtensteiner Weg gelangen sollten. Durch den überfrorenen Regen war es auf dem Gletscher aber so glatt, dass wir lieber wie die Steinböcke über die Felsen am Rand der Eiszunge hinaufkraxelten. Am Fuss des Salaruel Kopfes angekommen, führte uns die Route an dessen abschüssiger Flanke entlang. Der seilgesicherte Weg zeigte sich sehr ausgesetzt (Wegbreite z.T. nur 30-40 cm), so dass die Neulinge unter uns sicherheitshalber angegurtet wurden. Nun ja, jetzt können wir uns wohl als „Geübte“, für die diese alpinen Steige ausgewiesen sind, bezeichnen. Leider schaffte es die Sonne an diesem Tag nicht, die dicke Wolkendecke zu durchdringe, stattdessen fing es auch noch an zu regnen, so dass wir die vorgesehene Tour abkürzten und bereits am Salarueljoch (Kleiner Furka, 2246 m) Richtung Nenzinger Himmel abstiegen. Über Geröllhänge, dann Wiesen und schließlich auch durch Wald ging es 950 m hinab ins Tal, bis wir schließlich den Alpengasthof Gamperdona erreichten. Dort war für uns das 12er Lager zurechtgemacht. Alle nutzten erstmal die Gelegenheit zu einer heißen (zeitlich unbegrenzten) Dusche, um das Frösteln loszuwerden. Auch kulinarisch wurden wir in dem Gasthof verwöhnt. Es herrschte bald wieder eine prima Stimmung.

Der nächste und letzte Tag führte uns über den Rätikon-Höhenweg nochmals auf eine Höhe von 2028 m (Amatschonjoch) und zurück nach Brand. Die Unermüdlichen der Gruppe ließen es sich nicht nehmen, auch den steilen Abstieg von fast 700 m noch zu laufen, während die anderen als Abschluss doch die Fahrt in der Gondel der Dorfbahn bevorzugten. Unten trafen wir alle bei den Pkw wieder zusammen. Wir fanden noch einen gemütlichen Biergarten in Bludenz, wo wir uns für die Rückfahrt stärkten.

Insgesamt war es wieder eine sehr schöne und anspruchsvolle Tour. Wir konnten in der kargen Steinwelt viele interessante Pflanzen entdecken, und in den niedrigeren Regionen zeigten sich uns diverse Schmetterlinge, Käfer und ein vorwitziger Grasfrosch; manch einer entdeckte auch ein Murmeltier und Rotwild. Bilder der Tour sind wieder auf unserer Homepage in der Fotogalerie zu sehen.

Berg frei!… bis zur nächsten Tour

Anke