Ardèche vom Campingplatz "du Pont" in Pradons

Ardèche-Fahrt, ungekürzt

Wer den letzten „Grünen Aufstieg“ aufmerksam gelesen hat, hat unter dem Titel „Eichelhäher und Trichterspinnen“ einen Fahrtbericht unserer Zelttour nach Pradons bemerkt. Wer sich danach gefragt hat „Was für Eichelhäher? welche Trichterspinnen?“, bekommt hier die Originalfassung des Textes zu lesen.

Die Redaktion kürzte den Text so, dass beide Bezüge aus dem Titel verlorengingen. Hier also die originalen Zeilen:

Eichelhäher und Trichterspinnen

von Imogen und Johannes Hüsing

In der zweiten Pfingstferienwoche fand die fast schon alljährliche Paddelfreizeit der Ortsgruppe an der Ardèche in Frankreich statt. Als Veranstaltungsort in dieser naturnahen Ferienregion, die leider von Gasgewinnungsvorhaben in Frackingtechnik betroffen ist, diente der schon lieb gewonnene Campingplatz „Camping Du Pont“. Über einen Tag verteilt kamen alle Familien mit dem Auto an und schlugen ihre Lager auf. Nach einer kurzen Zeit der Entspannung bildeten sich auch schon die ersten Spielegruppen, wobei Munchkin besonders beliebt war.

Am Tag nach der Ankunft stand der erste Programmpunkt an: Ein Markt wollte besucht werden 😉 Die Stände auf dem Markt in Ruoms verführten vor allem mit interessanten Gewürzmischungen und fantastisch aussehendem Käse und verlockend duftendem Mandelnougat, aber auch die Stände mit Schmuck und Kleidung waren einen zweiten Blick wert; zum Beispiel wuchs der Kleiderschrank einiger Teilnehmerinnen um sehr bequeme Haremshosen. Nach dem Besuch des Marktes verschwanden einige erst einmal in der erfrischend kühlen Ardèche. Abends folgten noch lange Spielrunden, besonders das allseits beliebte Kubb wurde auf dem zweckentfremdeten Bouleplatz bis zum Erlöschen der letzten lichter gespielt. Ein aus dem Nest gefallenes Eichelhäherküken setzten wir mit etwas Futter in einen Karton an einen schattigen Ort. Ob es sich dort
wieder erholt hat oder ob eine Katze es geholt hat? Jedenfalls war es am nächsten Tag weg.

Am nächsten Morgen ging es für einige schon sehr früh los: die 32-Kilometer-Paddeltour durch die Schlucht war angesagt! Um 7 Uhr machten sie sich, ausgestattet mit Neoprenanzug und Lunchpaketen, auf den Weg. Wer nicht dabei war, konnte am Abend die von der Helmkamera aufgenommenen, mehr oder weniger gelungenen Paddelmanöver nachvollziehen. Der Rest der Gruppe verbrachte den Tag entweder im Sattel ihrer Drahtesel oder in der Nachbildung einer der größten mit steinzeitlichen Bemalungen geschmückten Höhlen der Welt. Die Wandbemalungen waren mit beeindruckender Präzision nachgestellt worden und das Ganze vermittelte wirklich das gefühl, mitten im geschehen zu sein. Abends wurde wie fast jeden Tag gegrillt, bevor uns die Nachtigall in den Schlaf sang.

Der nächste Tag brachte für einen Großteil der Gruppe beeindruckende Aussichten, denn viele der Erwachsene machten eine Wanderung einen Bergkamm entlang durch die Mittagshitze. Ein stillgelegter Eisenbahntunnel mit vielen Trichterspinnennetzen wurde durchquert und spendete angenehme Kühle. In den Gasträumen einer landwirtschaftlichen Kommune stieß die zweite Gruppe mit Kleinkindern auf den Schultern hinzu. Für alle Übriggebliebenen war es ein Tag der Entspannung.

Bei einer weiteren Paddeltour passierten wir die Badestelle an unserem Campingplatz. Oberhalb der Zuflüsse der Ligne, der Beaume und des Chassezac war der Fluss allerdings zu seicht, um die Strecke im Boot sitzend zu bewältigen. Der Verleiher (seit wir vor Jahren mit eigenen Booten einige Lecks davongetragen hatten, leihen wir nur noch) klagte über einen Wasserstand im Mai niedriger als im vorigen August.

Wer sich die lange Paddeltour nicht zugetraut hatte und trotzdem das Erlebnis des Paddelns durch die Schlucht nicht missen mochte, nahm dann noch eine Tour mit späterem Einstieg, ohne die Durchfahrt des Pont-d’Arc-Portals, wahr. Sonst wurden die Felsen an den Ufern der Ardèche auch zum Klettern genutzt. Unsere Experten versuchten sich dabei an ihren ersten Mehrseilrouten.

Bei der Planung hatte es einige Zweifel gegeben: Mit 40 Personen sollte die Gruppe so groß wie nie werden. Würde die Infrastruktur (Herd, Töpfe, Kühlschrank, Sitzgelegenheiten) noch ausreichen? Würde die Gruppe noch funktionieren? Sie funktionierte, es war ein harmonisches Miteinander, bei dem die Gruppe so groß war, dass keine Veranstaltung von allen genutzt wurde, aber alle etwas für sich fanden. Alles durfte, nichts musste (außer Spülen. Spülen muss!), dadurch ging viel.