In den Ötztaler Alpen vom 5.-10.8.2021

Der zweite Tag führte uns zunächst ohne größere Steigungen über den Seuffertweg zur Vernagthütte (2.755m), wo wir mittags einkehrten und die umliegenden Gletscherfelder (Ferner) bestaunen konnten. Von dort aus bestand erneut die Wahl zwischen einem Hüttenzustieg über die Mittlere Guslarspitze (3.128 m) und der Umrundung des Berges auf halber Höhe. Diesmal begleitete Michel seine Tochter Wiebke, Andrea und Grit auf dem einfacheren Weg, während die anderen auf schotterigen Wegen aufwärts kraxelten. Am Gipfelkreuz wehte ein eisiger Wind, der uns aber die tolle Aussicht nicht vermiesen konnte. Der Abstieg über den Deloretteweg zum Hochjochhospiz (2.413 m) zog sich dann nochmal tüchtig in die Länge, bei manchem meldeten sich dabei protestierend Oberschenkelmuskulatur bzw. Knie. In der Hütte logierten wir in einem Lager direkt unterm Dach, wo es bei der aufziehenden Regenfront erbärmlich zog. Da es in der Hüttenstube aber gemütlich warm war, konnte der einsetzende Regen, der die ganze Nacht andauerte, uns nichts anhaben, zumal die Wizzard-Karten gezückt und manche Runde gespielt wurden. Das Essen war besonders lecker und sehr schön angerichtet – erstaunlich, was die Hüttenwirte trotz der Lieferproblematik in den Bergen alles für ihre Gäste zaubern. 

Für den Sonntag hatte der Wetterbericht ergiebigen Regen angedroht – dieser blieb aber tatsächlich aus. Sobald wir im Wolkennebel in Richtung Italien losgewandert waren, gab sich die Sonne alle Mühe und leckte die Wolken vom Himmel. Ohne lästige Regensachen konnten wir so die vielen Höhenmeter zum Saykogel (3.360 m) überwinden, um in das Nachbartal abzusteigen. Die Kletterei bis zum Gipfel zerrte nach dem langen Anstieg nochmal besonders an den Kräften; für einige war auch zusätzlich noch Höhenangst zu überwinden, da es zu allen Seiten des Pfades steil bergab ging. Angekommen in der Martin-Busch-Hütte (2.501 m) konnten sich alle u.a. bei Apfelstrudel, Knödelsuppe und Weizenbier erholen. Die Murmeltiere direkt am Haus taten ihr Übriges, um die Strapazen vergessen zu lassen. Der Abend wurde wieder sehr gemütlich – und die Nacht leider etwas unruhig, da die Betten im Lager bei jeder Bewegung fürchterlich knarzten und so mancher Schläfer ganze Wälder niedersägte.

Trotzdem starteten wir am Montag nach ausgiebigem Frühstück zur Fundstelle des „Mannes aus dem Eis“, der dort Anfang der 90er gefunden wurde. Leider musste Grit die Gruppe an diesem Tag aus familiären Gründen verlassen und vorzeitig heimfahren. Auch Andrea, Wiebke und Michel verzichteten auf den Besuch beim Ötzi und steuerten direkt die Similaunhütte (3.019 m) an, von wo aus sie die Seilschaften, die über den Niederjochferner zum benachbarten Similaun (3.606 m) aufstiegen, beobachten konnten. Wir anderen zogen steiler bergan über das Hauslabjoch (3.279 m) und das Tisenjoch (3.210 m) zur Fundstelle des Ötzi, die mit einer Gedenksäule markiert ist. Weiter ging es danach über einige Schneefelder und eine seilversicherte Passage über einen Grat zum Jochköfel (3.143 m), von wo aus es nur noch wenige Meter zur Similaunhütte waren. Nach einer kleinen Stärkung in der Gaststube stiegen wir dann entlang der Gletscherzunge gemeinsam wieder hinab zur Martin-Busch-Hütte, um dort den letzten Nachmittag und Abend der Tour gemeinsam zu verbringen. Stephan nutzte die Zeit noch für einen Gewaltmarsch zur Breslauer Hütte, um dort liegen gebliebene Ausrüstungsgegenstände abzuholen.

Am Dienstag hieß es dann wieder Abschied zu nehmen von den hohen Bergen. Entlang des Ötztaler Jungschützenweges, begleitet vom Rauschen des Niedertalbaches wanderten wir zurück nach Vent, wo wir die Rucksäcke in den Autos verstauten. Ein gemeinsames Abschlussessen in einem malerisch gelegenen Gasthof durfte jedoch nicht fehlen, bevor wir die Heimfahrt antraten.

Fazit: Es war wieder eine sehr schöne Tour, die Lust macht auf mehr… 

Berg frei!

Anke Kießling