Der diesjährige Herbstausflug vom 22.-24. September führte uns zunächst nach Bad Urach. Der Wettergott war unser Freund und wir genossen wolkenlosen Sonnenhimmel und sehr angenehme Temperaturen. Wir übernachteten im sehr schön und einsam gelegenen NaturFreundehaus „Rohrauer- Hütte“ und freuten uns über die komfortablen Zwei- und Vierbettzimmer. Auch die wenigen, die dann noch im großen Mehrbettzimmer unterkamen, lobten die Räumlichkeiten. Die Duschen und Sanitärräume fanden wir in einem hervorragenden Zustand. Das Haus hatten wir abends praktisch für uns alleine und mussten daher keine Rücksicht auf andere Mitbewohner nehmen.
An beiden Abenden verpflegten wir uns selbst und lösten dabei das Rätsel, wieviele NaturFreunde in eine winzige 4 m2 – Küche passen. Die Antwort: sieben! Und die konnten auch noch irgendwie arbeiten!Am Samstag liefen wir den 2016 als schönsten deutschen Wanderweg preisgekrönten „Wasserfallsteig“, eine Rundwanderung von etwa 3,5 Stunden. Schon kurz nach dem Start wanderten wir entlang der Albkante zum Rutschefelsen, wo der Berg senkrecht abfällt und wir mit gigantischen Blicken ins Maisental, zur Burgruine Hohenurach und über die umliegenden Hügel belohnt wurden.Bald danach kamen wir schon zum Uracher Wasserfall, dem größten der Schwäbischen Alb. Umgeben von unberührter Natur stürzt er 37 m in die Tiefe und erfreute besonders die Fotografen unter uns mit herrlichen Motiven.
Unten im Tal angekommen ging es durch Streuobstwiesen und an Pferdekoppeln vorbei bald auch schon wieder die Albkante knapp 500 Höhenmeter hinauf. Am Gütersteiner Wasserfall vorbei kamen wir dann zum Gestütshof Marbach, wo wir eine Führung gebucht hatten. Doch zuerst einmal gab es eine deftige Vesper im Gestütsgasthof, bevor die Führung dann mit einer kleinen, von uns verursachten Verspätung losging. Im Fohlenhof lernten wir viel Interessantes über die lebendige Vergangenheit und die etwas unsichere Zukunft des staatlich geführten Gestüts und viele Aspekte der Pferdezucht, aber am schönsten war dann doch der Anblick der jungen Fohlen, die wohlbehütet in den Ställen und auf den Weiden zu sehen waren.Hier machte Anke die etwas unerfreuliche und schmerzhafte Bekanntschaft mit dem elektrischen Weidezaun! Ihre Kamera fiel dabei in den Pferdestall, doch die Fohlen zeigten sich wohlerzogen, trampelten nicht auf dem Gerät herum und rückten das gute Stück auch anstandslos wieder heraus…!
Die letzte Etappe zurück zur Rohrauer-Hütte war kurz und jeder ging dann für die restlichen Stunden des Tages seinen Interessen nach. Die meisten fanden sich aber im Garten ein, um bei einem gemütlichen Gläschen zu plaudern und den wohlig warmen Spätsommer zu genießen. Die Kinder spielten Ball und tollten mit dem Hund herum bis zum Abendessen gerufen wurde.
Nachdem uns Andrea am Vorabend – natürlich mit Hilfe vieler fleissigen Hände – leckere Variationen von Flammkuchen kreierte, gab es heute Raclette. Die unterschiedlichsten Zutaten ließen keine Wünsche offen und erlaubten phantasievolle bis manchmal abenteuerliche „Kunstwerke“!
Nach dem Essen schnappte sich Johannes eine Gitarre und schon trällerten wir (mehr oder weniger Textsicher) Lieder und Chansons. Anschließend sahen wir uns noch die vielen Fotos an, die bei der Hochgebirgswanderung ins Rätikon und beim Paddeln in Tschechien entstanden sind. Ein sehr gelungener und kurzweiliger Abend!Nachdem wir die Hütte wieder auf Vordermann gebracht haben, ging es am Sonntag morgen in die Universitätsstadt Tübingen, die als eine der schönsten Städte Deutschlands gilt.
Als alle Fahrzeuge geparkt waren, fanden wir uns wieder und machten einen kleinen Spaziergang durch die Platanenalle auf der Neckarinsel bis um 11 Uhr dann die Stadtführung begann. Die Führerin, die uns durch ihr fundiertes Wissen auffiel, machte uns durch anschauliche Erzählungen mit der Geschichte der Stadt und dem Leben im 16. bis zum 18. Jahrhundert bekannt und erklärte uns, wie diese doch eigentlich recht kleine Stadt zu ihrer Universität und ihre vielen bekannten Schriftsteller und Wissenschaftler kam. Insbesondere hob sie den Dichter, Juristen und Politiker Ludwig Uhland hervor und erzählte uns ausführlich von Friedrich Hölderlin (1770-1843), der die zweite Hälfte seines Lebens in Tübingen verbrachte. Sehr lebendig waren die Schilderungen über seine Zwangsbehandlung am Universitätsklinikum, die seine Hypochondrie mit heute zweifelhaft erscheinenden Methoden heilen sollte. Nach ihm benannt ist auch der sogenannte „Hölderlinturm“, in dem er die letzten Jahre seines doch recht verwirrten aber auch irgendwie genialen Lebens verbrachte.
Wir erfuhren von der Gründungsgeschichte der Universität, und sahen die „Burse“, die schon 1478 als Studentenwohnheim unmittelbar nach ihrer Gründung errichtet und später zum Klinikum umgebaut wurde. Die Tour ging vorbei am Evangelischen Stift und dem wunderschönen Marktplatz mit einem Rathaus, das schon 1511 mit einer astronimischen Uhr verziert wurde. Eine kuriose „Sehenswürdigkeit“ war auch ein Schild an einem Wohnhaus vor der St. Johannes Kirche, wo zu lesen ist „Hier kotzte Goethe“, eine Anspielung darauf, dass die Studenten der Ominipräsenz dieses berühmten Dichters irgendwann überdrüssig wurden.Zum Mittagessen saßen wir gemütlich im Garten des Restaurants „Tübinger Wurstküche“, die vor allem traditionelle schwäbische Gerichte servierte. Anschließend bummelten die meisten noch ein wenig durch die Altstadt mit seinen pittoresken Fachwerkhäusern oder gingen den kurzen Weg zum Schloss Hohentübingen, bis wir uns gemeinsam am Hölderlinturm zur letzten Aktivität des Tages, einer romantischen Stocherkahnfahrt, einfanden.
Die Fahrt in einem Stocherkahn stellte sich als eine recht kippelige Angelegenheit heraus. Es gab viel Gelächter und gute Laune, während wir die romantische Kulisse der Stadt bewunderten, den Erklärungen des Bootsmanns lauschten und die Studenten beobachteten, die auf der Neckarmauer saßen, plauderten, manchmal ein Eis aßen und dabei den Touristen zusahen. Da konnte man dann auch verstehen, warum Tübingen die jüngste Stadt Deutschlands ist, wobei der Altersdurchschnitt natürlich immer dann sprunghaft nach oben geht, wenn die 30.000 Studentn sich in die Semesterferien verabschieden.Im Anschluß machten wir uns wieder auf den Weg nach Hause. Unsere Gruppe, die aus allen Altersgruppen bestand, hatte ein ausgefülltes Wochenende verbracht und erlebt, wie toll sich Alt und Jung ergänzen!