Hoch über dem Lech…und rund herum, 6.8.-10.8.2020

Pandemiebedingt war lange nicht sicher, ob wir in diesem Jahr unsere Hüttentour, die uns ins Lechquellengebirge (Arlberg) führen sollte, überhaupt unternehmen können. Erst Ende Juni bekamen wir Bescheid von den Hüttenwirten, dass sie uns – wenn auch in beschränkter Gruppengröße – wie geplant beherbergen können.

Also starteten 7 Schriesheimer Naturfreunde morgens um 5 Uhr mit 2 Pkw in Schriesheim. In Lech am Arlberg wurden wir von Sascha, Jona und Felix, die am Vortag den Arlberger Klettersteig gegangen waren, erwartet. Bei bestem Wetter stiegen wir auf Forstwegen und Wandersteigen, vorbei an der Rüfikopfbahn hinauf zur Stuttgarter Hütte. Die 1200 Höhenmeter auf einer Strecke von ca. 12 km forderten einigen von uns schon wegen der großen Rucksäcke einiges ab. Auf der Hütte wurden wir aber mit leckerem Essen und gemütlichen Betten für die Mühen entschädigt. Die ersten Runden Wizzard bei kühlem Bier und lockerer Stimmung gehörten natürlich auch dazu.

Am Freitag stiegen wir – wie gemein – zunächst wieder fast 800 m ab, um auf der anderen Talseite wieder bergan zu wandern. Ziel des Tages war die Ravensburger Hütte. Ein Teil der Gruppe wählte im Örtchen Zürs die alpine Weg-Variante, während der Rest über gewundene Wege durch blühende Wiesen immer höher hinaufstieg. Am Zürser See trafen wir alle wieder zu einer gemeinsamen Rast zusammen. Beeindruckend war hier eine Herde freilaufender Pferde, die die Wanderer neugierig in Augenschein nahmen und sich einige Streicheleinheiten abholten. Gestärkt ging es dann gemeinsam weiter über das Mahdlochjoch (2438 m) über alpine Steige bis zu unserem nächsten Nachtquartier. Von der Hütte hatten wir einen herrlichen Blick auf den Spullersee (Stausee). 

Die Sonne weckte uns auch am Samstag und versprach einen tollen Tag. Nach einem reichlichen Frühstück ging es bergauf und bergab Richtung Freiburger Hütte. Das Gelände wurde zunehmend felsiger und einige ausgesetzte Stellen führten bei unseren „Neulingen“ zu Adrenalinschüben; Trittsicherheit und Schwindelfreiheit war hier vonnöten. Sobald man aber oben auf dem Joch bzw. dem Grat angekommen ist und den Rundumblick genießen konnte, waren ganz schnell die Mühen des Aufstiegs vergessen. Nach dem letzten Höhenzug stiegen wir wieder etwas ab, es wurde wieder sehr grün um uns herum. Die Wiesen standen voller bunt blühender Blumen, überall flossen kleine Bäche talwärts, um sich unten im Tal zum Lech zu vereinigen. Glockengebimmel – von Schafen und Kühen – begleitete uns allenthalben. Schließlich erreichten wir die Freiburger Hütte, die malerisch über dem Formarinsee liegt. Hier erlitten wir fast einen Kulturschock – so viele Menschen auf einem Fleck waren wir gar nicht mehr gewöhnt. Es waren viele Wanderer und Radler, die Tagestouren zu dieser Hütte unternommen haben – ein Bus fährt bis zum See, und auch parken kann man dort. Nachdem wir unsere beiden Zimmer bezogen hatten, ließen wir es uns nicht nehmen, noch die 150 m hinab zum See zu kraxeln (teilweise barfuß bzw. in Flipflops) und uns dort ins küüüühle Nass zu stürzen – das Wasser war wirklich richtig kalt! Erfrischt stapften wir wieder bergan und kamen pünktlich zum Abendessen zurück zur Hütte. Es folgten die obligatorischen Wizzard-Runden, unterbrochen von Fotosessions (untergehende Sonne, leuchtende Berggipfel…).

Am vierten Tag unserer Tour passierten wir nochmal unseren Badesee, bevor es wieder bergan ging. Stundenlang bergan… erst gemütlich, durch Buschwerk, dann steiler und felsig… und schließlich über Geröllhalden mit Kletterpassagen und an einem kleinen Eisfeld vorbei. Höchster Punkt war der (Östliche) Johanneskopf (2508 m). Beim Abstieg konnten wir dann aber schon bald die Göppinger Hütte erkennen. Dort angekommen gönnten wir uns erstmal süßen Strudel – bzw. Käsknödelsuppe – und frisches Bier bzw. Holunderwasser. Eine nah am Haus sesshafte Murmeltierfamilie zog dann unsere Aufmerksamkeit auf sich. Am Abend gab es dann wieder ein leckeres Bergsteigermenü in der Hüttenstube. Es ist immer wieder erstaunlich, wie es die Wirtsleute in derart abgelegenen Hütten schaffen, ihre Gäste kulinarisch zu verwöhnen. Anschließend konnten wir noch den Auftritt einer Herde Steinböcke erleben – etwa 30 m von der Hütte entfernt zogen sie am Fuß des Hausbergs (Hochlichtspitze) äsend entlang. Beeindruckende Tiere! Nachdem die Fotos geschossen und die Szenerie ausgiebig bestaunt waren, widmeten wir uns den abendlichen Kartenspielen und krochen später müde in die Betten unter dem Dach (Lager „Johanneswanne“).

Montag hieß es dann Abschied nehmen von den hohen Bergen. Unser Aufbruch an der Hütte wurde von den 5 Murmeltieren neugierig beobachtet. Wir stiegen bei herrlichem Sonnenschein Richtung Lech (Ort) ab. Bald erreichten wir den gleichnamigen Fluss und wanderten an ihm entlang zum Ausgangspunkt unserer Tour zurück.  Wie immer suchten wir uns zum Abschluss noch ein Lokal, um gemeinsam die schönen Tage ausklingen zu lassen und uns für die Rückfahrt zu stärken.

Insgesamt war es wieder eine sehr schöne Tour mit einer super Truppe. Bilder haben wir auf unserer Homepage eingestellt. Ideen für die nächste Alpenwanderung im nächsten Jahr schwirren schon in den Köpfen herum, zum Glück gibt es ja so viele erwanderbare Ziele in den Alpen…

Berg frei!

Anke